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Schlagwort: Neurotransmitter

PLBD008 Chronische Erkrankungen (2/3)

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Mitwirkende

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Homer S. (er)
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Lotte

Shownotes

Triggerwarnung

00:00:01
  • In dieser Episode wird es um chronische Erkrankungen und die daraus erwachsenden schweren Belastungen im Leben der Betroffenen gehen. Sowohl die Betroffenen als auch mitunter ihre Angehörigen sind aus guten Gründen bemüht, diese Belastungen aus ihrem Bewusstsein zu halten. Unser folgendes Gespräch wird entgegen diesen Bemühungen all diese Facetten ihres Leidens versuchen zu beleuchten und so ins Bewusstsein zurückholen.
  • Wir emfpehlen daher dringend, sich bereits vor dem Hören der drei Episoden zu diesem Thema planend vorzubereiten, ob und wieviel am Stück Ihr sie Euch anhören möchtet. Prüft bitte bewusst, wieviel Kraft und Distanz Ihr im Moment aufzubringen fähig seid und stellt Euch ggf. einen Wecker, um Euch zu Pausen zu zwingen. Es ist ein Podcast, er läuft nicht weg und somit könnt Ihr ihn Euch auch in 15min-Abschnitten anhören, wenn das erforderlich ist.
  • Sollte es dennoch zu Überforderung kommen, werdet Ihr Hilfe zur Entlastung und Distanzierung benötigen. Denkt daher bitte auch vorher darüber nach, mit wem Ihr unter Umständen über Eure Gefühle und Gedanken reden könnt, und wie diese Menschen wann zu erreichen sind. Wie bei anderen Folgen auch, weise ich außerdem auf www.telefonseelsorge.de hin, wo ihr anonyme Beratung via Mail, Chat und Telefon erhalten könnt. Wenn Ihr nicht ohnehin schon kompetente psychotherapeutische Betreuung habt, seid an die Möglichkeit sogenannter Psychotherapeutischer Sprechstunden bei niedergelassenen Psychotherapeut*innen erinnert, die im Krisenfall auch sog. Akuttherapien zur Krisenbewältigung anbieten können.

Begrüßung und Vorstellung

00:03:14
  • Kurzvorstellung Lotte
  • Anschluss an Teil 1
    • Definition
    • Prävalenz
    • Subjektives Erleben
  • Gliederung Teil 2

Krankheitsauswirkungen an sich

00:06:33
  • Somatische Erkrankungen können sich auswirken auf
    • Hormonsystem
    • Neurotransmittersystem
  • Auswirkungen aber komplex und schwerer vorherzusagen als früher angenommen
  • Beispiel Über/Unterfunktion der Schilddrüse
    • Mangelhormon kann künstlich ersetzt werden und Symptome verschwinden wieder
    • Sollte bei depressiver Symptomatik stets geprüft werden bevor antidepressive Medikation oder Psychotherapie eingesetzt werden. Auch bei Angstzuständen.
    • Auch andere Stoffe wie Vitamin D können bei Mangel depressives Syndrom auslösen
  • Beispiel Essentielle Hypertonie aka Bluthochdruck
    • Erhöhter Blutdruck ist mit Aktivierungszustand assoziiert und geht daher manchmal mit dem Empfinden von Angst einher. (Angst allerdings auch immer mit einer temporären Erhöhung des Blutdrucks)
  • Beispiel Parkinson und Zittern
    • Alltagshandlungen extrem zeitaufwändig durch eingeschränkte Feinmotorik

Medikamente und Hilfsmittel

00:19:55
  • Medikamente
    • müssen stets und ständig mitgeführt werden
    • bedürfen dabei teilweise spezieller Lagerung (z.B. Kühlung auch unterwegs)
    • Flughafen-Anekdote:
      • Extra-Kühltasche für Medikamente
      • Kühlelemente führen zu Schwierigkeiten beim Sicherheitscheck
      • Öffentliche Bloßstellung durch Vorzeigen der Medikamente und Diskussionen
      • Auf Reisen sachgemäße Lagerung auch oft schwierig
    • Mehrere Präparate müssen zu unterschiedlichen Zeiten absolut pünktlich und abhängig voneinander (Wechselwirkungen) eingenommen werden
      • sehr anspruchsvolle logistische und organisatorische Aufgabe
      • Keine Ausnahme, kein Wochenende, kein Ausschlafen etc.
    • greifen zum Teil ebenfalls - wie die Erkrankungen - in hormonelles und Neurotransmittersysteme ein und können ihrerseits psychische Symptome auslösen oder verstärken
      • i.d.R. unterkommuniziert
        • auch Behandler*innen vergessen häufig diesen Aspekt der Medikation mit den Beschwerden der Pat. in Beziehung zu setzen
        • hohe Komplexität durch Kombinationstherapien (Wechselwirkungen)
      • viele unterschiedliche Fachärzt*innen, die schlecht miteinander abgestimmt sind.
        • Management medizinischer Behandlung bleibt an Patient*innen (i.d.R. med. Lai*innen!) selbst hängen

Dauerstress

00:42:32
  • Ständige Selbstbeobachtung und Managment des Krankseins
    • Beispiel: Reichweitenangst bei Elektroautos
    • Führt zu erhöhtem Cortisolspiegel, was chronischen Unruhe- oder sogar Angstzustand bedeutet
    • Reizbarkeit, Anspannung, Impulsivität mögliche Folgen
    • Sympatikus (Anspannung) vs. Para-Sympatikus (Entspannung)

Soziale und gesellschaftliche Teilhabe

01:00:10
  • Stereotype Vorstellungen von Krankheit
  • Ähnlichkeit mit Betroffenen in besseren Phasen erhöht Bedrohungsgefühl durch Konfrontation mit Vergänglichkeit von Gesundheit und Leben
    • Subjektiver Verlust von Kontrolle über sich und sein Leben
    • Führt zu Hilflosigkeit und Angst
    • Wird über Vermeidung, Verdrängung und Leugnen "bewältigt"
  • Erhöhtes Risiko von Abhängigkeits-Beziehungen
    • Paternalismus und Invalidierung
      • zusätzliche soziale Behinderung in eigener Bewältigung
    • Helfer*innen-Burnout
      • Frustration
      • Selbstvernachlässigung oder Mangelversorgung
      • Kränkung
  • Vorwürfe, Ratschläge, Vergessenwerden
  • Privileg Nicht-Betroffener sich durch pauschalen Rückzug vor Risiken negativer Rückmeldung zu schützen
    • Betroffene können nicht wählen, keine Hilfe zu brauchen
    • Unzulässige Generalisierung schadet großer Gruppe zugunsten der Convenience Nicht-Betroffener

Eigene Gefühle in Bezug auf Erkranktsein

01:20:27
    • Diagnose erhalten - Wie war das für Dich?
    • Zuerst Erleichterung
      • nach langer Invalidierung als Psychisch/Psychosomatisch krank
      • Genugtuung, Entlastung von Scham
      • Erlösung: Endlich werde ich ernst genommen!
    • Langfristig dann aber der Schock über Bedeutung
      • Unsicherheit, Angst
        • vor Schmerzen, Krankheit, Medikamenten
        • existenzielle Ängste vor Verlauf, Prognose, Therapieoptionen
      • Verluste: Trauer, Wut, Kränkung
        • Identitäts- und Rollenverluste
        • Funktionseinschränkungen und -verluste
        • körperliche Veränderungen
        • Verlust der Selbstbestimmung
        • Abschied von Plänen und Lebensentwürfen
      • Invalidierung eigener Expertise für sich und sein Erleben durch z.B. Behandler*innen, aber auch Angehörige
        • Wut
        • Unzulänglichkeitserleben
    • Berichte von Chroniker*innen über ihre Gefühle

Anekdote: Marginalisierungserfahrungen bei Flugreisen

01:41:37

Dank und Verabschiedung

01:46:59
  • Ausblick Teil 3
  • Danke Lotte!

Outro

01:49:09

PLBD003 Sind Antidepressiva wirksam?

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Mitwirkende

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Homer S. (er)

Shownotes

Triggerwarnung

  • Auch wenn es in der vorliegenden Folge nur um Medikamente geht, werden in ihr auch Themen und Situationen angesprochen, die belastend wirken können. Das bedeutet insbesondere für jene Zuhörer*innen mit psychischen Belastungen, dass diese Sendung sogenannte Trigger enthalten kann, die diese Probleme zu verstärken vermögen. Achtet also vor dem Hören dieser Folge bitte genau darauf, ob Ihr in einer ausreichend stabilen Verfassung seid. Macht beim Hören immer mal wieder eine Pause und prüft, ob Ihr noch genügend Kraft habt, um weiterzuhören. Solltet Ihr trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Achtsamkeit während des Hörens oder in den folgenden Tagen irgendwelche belastenden Wahrnehmungen oder Empfindungen haben und sollten diese nicht nach kurzer Zeit wieder nachlassen, scheut Euch bitte nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Unter www.telefonseelsorge.de findet Ihr anonyme Beratung via Mail, Chat und Telefon. Persönlich könnt Ihr Euch an Eure Hausärzt*innen wenden. Ihr könnt Euch aber auch eine sogenannte Psychotherapeutische Sprechstunde bei einer Psychologischen Psychotherapeutin geben lassen, um Euch fachgerecht beraten zu lassen, was Ihr weiter unternehmen solltet.
  • Anonyme Krisenberatung

Willkommen in der Plapperbu:de

00:01:36

Metakram und Vorstellung des Themas

00:02:04
  • Die Folgen mit
  • müssen aus terminlichen Gründen gerade aufgeschoben werden, aber wir sind weiter am Ball.

DISCLAIMER

00:03:50
  • Ich bin als Psychologischer Psychotherapeut in freier Praxis kein aktiv arbeitender Wissenschaftler. Ich habe die Uni 2006 verlassen, habe selbst nie in der quantitativen Erforschung von Behandlungswirksamkeiten gearbeitet und mein beruflicher Alltag beschränkt sich auf die praktische Anwendung psychotherapeutischer Methoden. Ich bin also vielleicht am besten als "wissenschaftlich vorgebildet" zu bezeichnen, aber keinesfalls in der Lage, die Güte von Arbeiten vollständig zu beurteilen bzw. die eingesetzten Verfahren in ihren Einzelheiten zu erklären.
  • Für Hinweise, Ergänzungen und Korrekturen seitens in diesem Feld tätiger Kolleg*innen bin ich offen und jederzeit dankbar.

Widersprüche unter Fachleuten

00:05:26
  • irritierende Erfahrung, wenn Behandler*innen sich bezüglich der Notwendigkeit/Sinnhaftigkeit von AD widersprechen.
    • medizinisches vs. psychologisches Modell
    • Wissensstände schwanken zwischen wissenschaftlicher Informiertheit und Gläubigkeit

Der Status Quo

00:16:29
  • Mehrheit der Menschen mit depressiven Symptomen wird mit sog. Antidepressiva behandelt.
  • Psychiatrie (Fachrichtung der Medizin) : Erleben, Fühlen und Handeln folgt sämtlich aus Hirnfunktionen, die über Hormone/Neurotransmitter im Gehirn gesteuert werden.
  • Persönliche Anekdote

Wirken Antidepressiva denn nicht?!

00:24:23

Exkurs: Serotoninhypothese und SSRI

00:26:30

Der empirische Zwischenstand bis 2018

00:30:32
  • Kein empirischer Hinweis dass depressive Störungen von Serotoninspiegel abhängig.
    • Status: Serotonin steigernde, vermindernde und nicht beeinflussende Substanzen haben ähnliche Wirksamkeit.
  • Exkurs: Forschung mit Bildgebenden Verfahren
    • US Institut für geistige Gesundheit (NIMH)
      • 20 Milliarden Dollar für Bestätigung Neurotransmitter-Hypothese
      • Erfolglos: Neurophysiologische Ursachen psychischer Störungen weiterhin weitgehend ungeklärt.

Metastudien

00:36:52
    • Kirsch, Irving (1998) : AD wirken - allerdings kaum mehr als Placebos.
  • Freedom of Informations-Act zwingt 2008 Pharmafirmen ALLE bei Zulassungsforschung erhobenen Daten heraus zu rücken.
    • Sehr viel mehr Daten für Kirsch (2008)
  • Depressivitätsmessung mittels 54stufiger Hamilton-Depressionsskala (HAM-D) .
  • Fournier et al. (2010) replizierten Kirschs Befunde.

Aktuellste Metastudie Stand 2018

00:46:41
  • Cipriani, A. et. al (2018) . Comparative efficacy and acceptability of 21 antidepressant drugs for the acute treatment of adults with major depressive disorder: a systematic review and network meta-analysis.
  • Zusammenfassung Cipriani et al. (2018)
    • Über 500 Studien mit insgesamt über 100.000 Proband*innen mit mittlerer bis schwerer depressiver Episode.
    • 21 verschiedene Antidepressiva.
    • Therapieerfolg pro Teilnehmer*in definiert als 50% Symptomreduktion auf HAM-D über 8 Wochen (Responserate) .
    • Antidepressiva zwischen 42% und 53% Responserate. Placebo allein: 35%.
  • Ciprianis Darstellung bei Veröffentlichung
  • Bewertung der Cipriani-Studie

Fazit

01:00:11
  • Mehrwert von AD ungeklärt! Evtl etwas besser als Placebo.
  • Unterschiede können auch durch psychologische Effekte (Placeboverstärkung) gemittelt sein.
  • Neurotransmitterhypothese hat bisher keine empirische Grundlage
  • Nebenwirkung: Anregung des Vegetativums
    • Kann Angstsymptomatik verstärken bzw. auslösen.
    • Behauptete Aufhellung bei SSRI erst nach 2-4 Wochen erwartet, daher erhöhtes Suizidrisiko!
    • Für Menschen mit starkem Antriebsverlust ggf. extrem hilfreich.
    • Antriebsverbesserung könnte Teil der Wirksamkeit mancher AD aufklären.
  • Exkurs: Verstärkerverlust-Hypothese und depressive Spirale
  • Funfacts
  • AD als indiziert für Reihe anderer Störungsbilder zugelassen.
    • Interesse der Pharmabranche an neuen Indikationen für vorhandene Wirkstoffe
  • Zufällige Entdeckung SSRI

Switching

01:21:57
  • Eine Menge Pat. berichtet nach Wirkstoff-Wechsel signifikante Verbesserungen.
    • Allerdings auch hier Placebo-Effekt!

Was bedeutet das in der Praxis?

01:24:17

Don't call me Antidepressivum!

01:40:14

Verabschiedung

01:41:14

Outro