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Schlagwort: ACT

PLBD009 Chronische Erkrankungen (3/3)

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Mitwirkende

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Homer S. (er)
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Lotte

Shownotes

Triggerwarnung

00:00:01
  • In dieser Episode wird es um chronische Erkrankungen und die daraus erwachsenden schweren Belastungen im Leben der Betroffenen gehen. Sowohl die Betroffenen als auch mitunter ihre Angehörigen sind aus guten Gründen bemüht, diese Belastungen aus ihrem Bewusstsein zu halten. Unser folgendes Gespräch wird entgegen diesen Bemühungen all diese Facetten ihres Leidens versuchen zu beleuchten und so ins Bewusstsein zurückholen.
  • Wir emfpehlen daher dringend, sich bereits vor dem Hören der drei Episoden zu diesem Thema planend vorzubereiten, ob und wieviel am Stück Ihr sie Euch anhören möchtet. Prüft bitte bewusst, wieviel Kraft und Distanz Ihr im Moment aufzubringen fähig seid und stellt Euch ggf. einen Wecker, um Euch zu Pausen zu zwingen. Es ist ein Podcast, er läuft nicht weg und somit könnt Ihr ihn Euch auch in 15min-Abschnitten anhören, wenn das erforderlich ist.
  • Sollte es dennoch zu Überforderung kommen, werdet Ihr Hilfe zur Entlastung und Distanzierung benötigen. Denkt daher bitte auch vorher darüber nach, mit wem Ihr unter Umständen über Eure Gefühle und Gedanken reden könnt, und wie diese Menschen wann zu erreichen sind. Wie bei anderen Folgen auch, weise ich außerdem auf www.telefonseelsorge.de hin, wo ihr anonyme Beratung via Mail, Chat und Telefon erhalten könnt. Wenn Ihr nicht ohnehin schon kompetente psychotherapeutische Betreuung habt, seid an die Möglichkeit sogenannter Psychotherapeutischer Sprechstunden bei niedergelassenen Psychotherapeut*innen erinnert, die im Krisenfall auch sog. Akuttherapien zur Krisenbewältigung anbieten können.

Begrüßung und Vorstellung

00:03:13
  • Fokus Bewältigung:
    • Eigene Lösungsversuche
    • Externe Expertise/Hilfe

Frage an die Expertin (Lotte)

00:04:23
  • Problemstellungen vielfältig = Lösungsstrategien vielfältig
  • Chronische Erkrankungen sind "life changing"
    • unterschiedliche Schweregrade
    • erfordern viel Aufmerksamkeit im Alltag
  • Gleichgewicht zwischen Ressourcen und Anforderungen bewahren/herstellen
  • Beispiele für typische Meisterungsstrategien
  • Leugnen und Ignorieren der Erkrankung (sauswirkungen) im Alltag
    • Überspielen, Distanzieren, Verdrängen, Bagatellisieren
      • von Symptomen und Einbrüchen
    • entspricht häufiger gesellschaftlicher Erwartung ("Zähne zusammenbeißen")
    • hoher Kontrast der starken und schwachen Phasen
      • langfristig hoher Preis durch wachsende Rückschläge
    • Planung: Tages- und Wochenpläne, Achtsamkeit ...
    • dennoch häufige Überschätzung eigener Ressourcen und Unterschätzung von Kosten
    • Akzeptanz der neuen Prämissen unter Erkrankung schwierig
      • Festhalten an alten Standards
    • Problem gesellschaftlicher Idealisierung von Spontanität
      • die unmittelbare Belohnung verspricht (Hedonismus)
      • langfristige Effekte von Planung werden oft nicht vorhergesehen
      • langfristige Schäden fehlender Planung oft nicht mit diesem Mangel verbunden
      • Hilfe bei Einsicht kann durch Psychotherapie ggf. besser gewonnen werden
    • Perfektionismus erschwert Anpassung von Planung an wechselnde Rahmenbedingungen
  • Sense of Urgency: An guten Tagen alle Ausfälle eilig kompensieren wollen (Überkompensation)
    • Auch als genussorientierte Euphorie an guten Tagen möglich (Bsp: Almauftrieb nach Winter)
    • Totale Selbstüberforderung - Erschöpfung exponentiell wachsend
    • Sekundäre Belastung durch Misserfolge und Enttäuschungen
      • Bei Nicht-Betroffenen auch! Aber Auswirkungen bei Betroffenen erheblicher
    • Metapher: Autofahren mit Vollgas vs. Optimaler Verbrauch
  • Akzeptanz
  • Streben nach Kontrolle
    • Z.B. durch Aufbauen von Struktur
    • oder krankheitsspezifischen Kompetenzerwerb
    • Klärung von Verantwortung für welche Aspekte von Kranksein
    • Zwanghafte Kontrolle vs. Externalisierung von Verantwortung (Kontinuum)
      • Mitte nicht unbedingt optimal!
      • Gerade bei seltenen Erkrankungen hohe Expertise für eigene Krankheit (höhere Kontrolle) ggf. überlebenswichtig!

Akzeptanz vs. Ewiger Kampf

00:41:00
  • Gesellschaftlich typische Metaphorik des Kriegs
    • Risiko des "Kampf gegen Windmühlen"
    • Totaler Sieg oder Niederlage
      • Therapie: Auflösen des Dualismus
    • Akzeptieren != Aufgeben
    • Risiko falsche "Gegner" zu wählen
      • Bsp: Traumafolgestörung
        • Vermeidung von Erinnerung verschlimmert Störungsbild
        • Bestimmtes Zulassen von Symptomen für Kompensation erforderlich

Hilfsangebote - Für und Wider

00:50:30
  • Bewältigungsgruppen, Meisterungskurse, Selbsthilfegruppen etc.
    • Vermittlung nach dem Gießkannen-Prinzip
      • aus Effizienz- und Kostengründen grundsätzlich nachvollziehbar
    • Unzureichende Individualisierung kann hoch kontraproduktiv sein
      • kann sogar wirksame Strategien für Betroffene "verbrennen"
      • wird Komorbidiäten (mehrere Diagnosen) , diversen Lebensrealitäten und Wechselwirkungen oft nicht gerecht
      • kann Unzulänglichkeitserleben in Betroffenen verstärken oder auslösen
      • Bsp: Entspannungsverfahren, Energieökonomisierungskurse
    • Perspektivwechsel für verschiedene Behandler*innen abhängig von Störungskenntnissen oder beruflichen Kompetenzen ggf. unzureichend
      • "schwierige" Patient*innen fallen stets hinten rüber
    • Chance: Angebote können anregen, unterstützen, soziale Unterstützung anbieten
      • Verfügbarer, leichter und schneller erhältlich
      • Aber zusätzliche Hilfe bei Individualisierung/Differenzierung empfehlenswert (z.B. begleitende oder nachfolgende Einzeltherapie)

Ambulante Psychotherapie als Bewältigungshilfe

01:16:30
  • Qualität der Angebote stark abhängig von Kompetenz und Haltung der Helfenden
    • Ruhig viele Therapeut*innen "ausprobieren" und Flexibilität und Offenheit prüfen
    • Anerkennung der Expertise der Betroffenen wichtig
      • Auch gut für das Kontroll- und Selbstwirksamkeitserleben der Betroffenen
    • Flexible (vorläufige!) , individuelle und transparente Störungs-/Problemmodelle gutes Zeichen
  • Hilfe bei Trennung von Symptomursachen und Klärung eigenen Einflusses auf Belastung
    • Ausschöpfung nicht-pharmakologischer Methoden zur Minimierung von Neben- und Wechselwirkungen
    • Stressbewältigungstechniken fast immer nützlich
  • Entlastung mitbelasteter sozialer Bindungen
  • Ausdruck und externe Bestätigung (Validierung) des erlebten Leids
  • Gestützte und tabulose Reflektion mit unabhängiger Person
  • Trauerarbeit, Emotionale Bewältigung von (ggf. fortschreitenden) Verlusten
  • Sozialer Isolation entgegenwirken
  • Neue, angepasste Lebensentwürfe entwickeln!
    • Paradoxe Anmutung: Leben kann grundsätzlich sogar glücklicher werden als vorher!
    • Veränderung birgt ggf. auch Chancen auf anderen Lebens-Ebenen
    • Recht auf "Das gute Leben"

Fazit und Zeit, die Löffel zu polieren

01:43:21
  • Danke für Euer Feedback und die Ermutigungen!
  • Homers und Lottes persönlicher Rückblick auf ca. 6h Podcast
  • Appell an Nicht-Betroffene: Fragt nach! (z.B. ob ihr fragen dürft 😉 )
  • Gegenseitiger Dank und Selbstanerkennung unserer Investitionen in das Projekt <3
  • Hinweis auf neue Kommentarfunktion und Verfügbarkeit im Fediverse unter @homer77

Outro

01:59:59